Künstlergespräch mit Ergül Cengiz in der Galerie Françoise Heitsch
Im Rahmen des in diesem Jahr bereits zum dritten Mal stattfindenden Kunstwochenendes „PLATEAU München – Galerien im Kulturherbst“, fand in der Galerie Françoise Heitsch anlässlich der Ausstellung „ZERRE“ ein anregendes Künstlergespräch mit der deutsch-türkischen Künstlerin Ergül Cengiz und der Kunsthistorikerin Dr. Carola Schenk statt.
Dieses Kunstwochenende in München wurde veranstaltet von der Initiative Münchner Galerien zeitgenössischer Kunst und umfasste Ausstellungen in rund 40 Galerien mit zahlreichen weiteren begleitenden Veranstaltungen und Führungen. Zeitgleich fanden in der Innenstadt auch noch die beiden Kunstmessen „Munich Highlights“ in der Münchener Residenz sowie die „Paper Positions“ statt. Bei so viel Kunst im Angebot, hatte es der Besucher an diesem Wochenende schwer, sich für ausgewählte Galerien und Veranstaltungen zu entscheiden.
Die in Moosburg geborene Künstlerin Ergül Cengiz verbindet in ihrer Kunst sowohl islamisch-ornamentale Formensprache als auch figurative Darstellungen, die in der abendländischen Tradition ihren Ursprung haben. Dieses west-östliche Wechselspiel verleiht ihrer Kunst eine ganz besondere Spannung.
Besonders das aus der islamischen Kunst und Architektur stammende sogenannte "Ghirimuster“ nimmt in Cengiz‘ Werk einen besonderen Teil ein. Einige ihrer Werke, wie ihre Scherenschnittvorhänge, spielen ausschließlich mit diesem Muster. Häufig fügt Cengiz aber auch figurative Elemente ein, so dass es zu einer Vermischung des streng Ornamentalen mit dem Figürlichen kommt.
In dem Künstlergespräch erklärte Ergül Cengiz den Besuchern zunächst ihre großformatigen Scherenschnitte, die als filigrane Vorhänge im Galerieraum gespannt sind. Sie stellen eine in den Raum übertragene Malerei dar und sind angeregt durch ornamentale Holzgitter, wie sie auch in Moscheen zu finden sind. Der Besucher kann die Scherenschnitte als Rauminstallation von allen Seiten betrachten und wird in diesem Moment auch gleich Teil des Kunstwerks.
Durch die Gittervorhänge hindurch sieht der Besucher eine großformatige Wandinstallation, auf deren Einzelblätter die Künstlerin mit Linoldruck ein abgewandeltes ornamentales Muster gedruckt hat.
Die Künstlerin erklärt in dem Gespräch, dass es sich um eine Art "Upcycling" handelt. Durch das verbindende Muster lassen sich die einzelnen Blätter, die aus alten eigenen Zeichnungen, Zeichnungen ihrer kleinen Tochter aber auch Satiremagazinen bestehen, wie ein Puzzle zusammensetzen.
Im Untergeschoss der Galerie hängen zwei großformatige Tuschzeichnungen, die das Innere eines im Verfall befindlichen Hauses darstellen. Sie zeigen das ehemalige Elternhaus des Vaters der Künstlerin in einem kleinen Dorf in der Türkei. Ergül Cengiz lässt in den Zeichnungen das Haus verfallen, da man den Fortlauf der Zeit nicht festhalten kann.
Ergül Cengiz verbindet in Ihrer Kunst harmonisch abendländische Gegenständlichkeit in Landschaftsdarstellungen und figürliche Kompositionen gelungen mit orientalischer ornamentaler Formensprache. Der Besuch einer Ausstellung mit Cengiz' Werken ist wie die Künstlerin bei ihrem Wandel zwischen zwei Welten zu begleiten.
- Die Ausstellung „ZERRE“ ist noch bis zum 26.Oktober 2018 in der Galerie Françoise Heitsch in München zu sehen.
- Die nächste Ausstellung "PATTERN CITY" von Ergül Cengiz findet vom 31.Oktober -22.November 2018 im Kunstverein Erlangen statt.