Kunstszene

Über ein Schlüsselerlebnis zur Kunst

Ein ARTIMA-Interview auf der ARTMUC mit Künstler Dirk Groß

Dirk Groß kam über Umwege zu seinem Beruf als freischaffender Künstler. Obwohl sich die Liebe zur Malerei schon früh zeigte. Nicht nur die Kunst allein ist ihm heilig: Er engagiert sich aktuell im Rahmen seines Kunst- und Herzensprojektes "BAUMLIEBE" für den Erhalt von Bäumen auf der ganzen Welt.

Anh Nguyen traf Dirk Groß zum Interview auf der ARTMUC ( © Dirk Groß)

                           ( © Dirk Groß) 

Der Beruf des Künstlers ist für viele Menschen bis heute ein Mysterium. Wie war Dein Start als Künstler? Was hast du vorher gemacht?
Nun, bei mir war es alles ganz anders als man vielleicht denkt. In bin in der DDR aufgewachsen, war Leistungssportler und Offiziersanwärter. Ab der Pubertät habe ich mehr und mehr die Politik hinterfragt und wurde systemfeindlich. Ich hatte in der sächsischen Schweiz Agrotechniker gelernt. Bin immer technisch und wissenschaftlich interessiert gewesen. Malerei und klassische Musik waren aber bereits seit Kindertagen eine tief sitzende Leidenschaft. Nach der Dienstverweigerung an der Waffe stellte sich mein Leben auf den Kopf. Mit 18 musste ich dann die DDR verlassen und ging 1984 Westen. Die Wende war damals noch ein utopischer Wunschtraum.

Ich hatte unzählige Jobs: LKW-Fahrer, Versicherungskaufmann, Landschaftsgärtner u.a. Ich lebte in Spanien, Italien und Frankreich… Irgendwann stellte ein Galerist einige Aquarelle aus und das war dann wohl mein Schlüsselerlebnis. Zwei Monate später gab ich alles auf und widmete mich ganz und gar der Kunst, das war 1996. Seitdem bin ich freischaffend als Künstler tätig.

Wie gehst Du bei Deiner Arbeit vor und welche Schritte braucht es, bis ein neues Werk fertig wird?
Ich sehe meine Welt durch die Augen eines Philosophen, welcher seine Gefühlswelt analysiert. Meistens erschließen sich mir die daraus gewonnenen Erkenntnisse in poetischer Form. Na ja und dann frage ich mich, wie könnte das künstlerisch umgesetzt werden?
Bis ein Kunstwerk entsteht sind viele Prozesse und sehr viele Schritte notwendig! Die Erfahrung… Selbstanalyse, Zweifel und Wut, das spielt alles eine wichtige Rolle. Die Wahl des Materials, die Verarbeitung durch Reißen, das Zeichnen und Malen. Dabei reifen Ideen, die ich manchmal wieder verwerfe. Beim Prüfen der Motive habe ich manchmal Zweifeln, aber niemals darf man die Angst zu scheitern siegen lassen. Damit gute Kunst entsteht, braucht es eben viel Ruhe, Stille, Musik, Freude, Kraft, Zuversicht und ganz viel Zeit.

Was ist Dein Hauptmotiv und warum?
Die Welt, wie ich sie sehe. Weil ich in ihr lebe und weil ich sie liebe. Nicht immer aber immer mehr.

Welche Herausforderungen und Möglichkeiten siehst du für Künstler in der heutigen Zeit?
Die Herausforderung für mich ist definitiv, die mir „heilige Malerei“ zu erhalten, sie in die digitale Welt und den Zeitgeist einzubinden. Die Möglichkeiten für uns sind unerschöpflich. Das waren, sind sie und werden es immer sein.

Dirk Groß während seines Schaffensprozesses. (©  Dirk Groß)

Du vereinst in deiner Arbeit Kunst mit Unternehmertum und Charity. Welche Aktionen hast du bisher unternommen und wie kam es zum Projekt "BAUMLIEBE"?
Ein Künstler ist ein Unternehmer! Rembrandt, Rubens, Da Vinci, Picasso, Christo, Richter, um nur einige zu erwähnen, alles Top-Unternehmer. Wenn ich von meiner Kunst leben will, muss ich den Markt beobachten und meine Möglichkeiten und Chancen darin eruieren. Ich kaufe mein Obst und Gemüse an dem Marktstand, der mir gefällt und wo es mir schmeckt. Ich will damit sagen: Ich benötige einen eigenen Stand auf dem Kunstmarkt, um überhaupt gesehen zu werden. Ohne unternehmerischen Geist, ein schier unmögliches Unterfangen! Bereits 2015 war ich Aussteller bei der Artconnection Köln, einem Kunst-Charity-Projekt und bin es seitdem. 2016 war ich Gründungsmitglied der Artconnection Münster.

Ja, BAUMLIEBE, ist mein Herzprojekt. Im Mai 2021 kam mir die Idee, etwas gegen die Zerstörung der Wälder zu unternehmen und das mit Kunst. Ich konnte noch nie tatenlos zusehen, wenn Ungerechtigkeit herrscht. Ich muss dann einfach etwas unternehmen. Es war ein unfassbar umfangreicher Prozess. Angefangen bei der Entwicklung der Baum-Bilder. Wie sollen sie aussehen? Aus welchem Material sollen die Bildträger sein? Welchen Endpreis sollen sie haben und wie viel Spendenanteil ist möglich, damit sich das Projekt selbst trägt? Es dauerte trotzdem lediglich nur 4 Wochen und die ersten 270 Baum-Liebe-Bilder waren fertig: Kunstwerke auf Altholz mit polierten Seiten, einem klassischen Hand-Branding und Zertifikat auf der Rückseite und dazu das erste Booklet.

Inzwischen, 4 Monate später, haben bereits knapp 300 Stücke einen Besitzer gefunden. Einen fixen Teil der Einnahmen spende ich immer an ausgewählte Wohltätigkeitsorganisationen.

                                                          Arbeiten des Projektes BAUMLIEBE, 2021 (©  Dirk Groß)

Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Ich arbeite intensiv an der Vermarktung dieses schönen Projektes und bin im Gespräch mit wichtigen Multiplikatoren. Äußerst spannend finde ich in diesem Zusammenhang, das Thema Token-Verknüpfung. Zur Zeit bin ich auf der Suche nach Unternehmen, deren Führungsteams auf der Suche nach einzigartigen Kunden- oder Mitarbeitergeschenken sind und gleichzeitig dabei etwas Gutes tun wollen.

Mein Ziel für Ende 2022 sind 10.000,00 € Spendengeld zu generieren. Der momentane Stand liegt bei 2.700,00 €. B liefert den BAUMLIEBE eweis dafür, was ein einzelner Mensch auf die Beine zu stellen vermag.

Das Interview führte Ánh Nguyen
Art Management & Consulting

Weitere Informationen
https://www.atelier-dirk-gross.de/

 

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