Rennsportlegenden in Wasser und Farbe getaucht
Ulis Racing Legends inszeniert Dynamik in Aquarell
Wenn man seiner Berufung nachgeht und jeden Tag genau das tut, wofür das eigene Herz brennt? Wenn man Menschen trifft, in deren Gegenwart man sich auf Anhieb wohlfühlt und zu denen direkt eine Verbindung spürbar ist? Sicher beides. Und beides trifft zu, als ich im November Uli Ehret zu unserem Gespräch besuche. Wir sind in seiner Galerie in Weinheim verabredet, die keine 20km von Mannheim entfernt liegt. Auch das ist Glück: Wenn der Interviewpartner um die Ecke lebt.
Uli Ehret begrüßt mich in den großzügigen, schon ein wenig weihnachtlich geschmückten Ausstellungsräumen. Ein Boden aus Holzdielen, bequeme Sitzgelegenheiten in jedem Raum, ein Kamin, die Decken teils mit Stuck verziert. Seine Aquarelle zieren in unterschiedlichen Größen die Wände und die hölzernen Grafikständer. Nebenan arbeitet sein Mitarbeiter konzentriert am PC. Die Atmosphäre ist entspannt, ich fühle mich willkommen und irgendwie zu Hause. Das dreistöckige, liebevoll sanierte Gebäude aus 1937 beherbergt neben seinen Ausstellungsräumen seine Grafikagentur „Ehret Design“ und auf einer weiteren Etage den privaten Wohnbereich seiner Familie mit Atelier.
Genauso wie die Räume, strahlt auch Uli Ehret eine angenehme Ruhe, Gelassenheit und Freude aus. Ich spüre: Da hat einer wirklich sein Glück gefunden. Seine Berufung. Etwas, das sein Herz nicht nur berührt, sondern voll und ganz erfüllt. Wenn Uli Ehret von seiner Familie, vom Malen, von seinen zahlreichen Begegnungen und vor allem von den 24 Stunden Autorennen in Le Mans spricht, beginnen seine Augen zu leuchten.
Sport hat seinem Leben schon immer eine Rolle gespielt: Aufgewachsen in einer sportbegeisterten Familie gehörte es immer dazu, mit mehreren Generationen gemeinsam Spiele der Fußball Weltmeisterschaften oder Tennis Matches zu schauen, Hockey zu spielen und am Spielfeldrand anzufeuern oder angefeuert zu werden. Die Begeisterung übertrug sich auch auf seine beiden Söhne Luk und Tim, die sich sogar für den Motorsport eine Zeitlang begeisterten.
Bevor Uli Ehret zum ersten Mal mit zwölf Jahren als Zuschauer am Hockenheimring an einem Formel 1 Rennen teilnahm und dort Pasta mit der Ferrari-Crew essen durfte, malte er bereits sechs Jahre lang Automobile und Rennwagen. Ein großes Highlight war die Erlaubnis seiner damaligen Schule, eine Formel 1 Rennserie auf die Schulwand zu malen. „Diese Atmosphäre voller Motorengeräusche und Menschen, die alle für das Gleiche mitfiebern, das faszinierte mich immer schon und bereitet mir bis heute Gänsehaut.“
Einige gewonnene Malwettbewerbe, viele Besuche bei Le Mans, ein Designstudium und zwanzig Jahre Designagentur später (die er übrigens seit dem ersten Semester erfolgreich führt), sind Rennautos und das Malen immer Teil seines Lebens geblieben. Als er 1998 aus der Not heraus auf seine Acrylfarben verzichten muss und auf seinen Aquarellkasten aus der Kindheit zurückgreift, ist es völlig um ihn geschehen: Die rasende Geschwindigkeit des Rennsports, die sprühenden Funken, aufgewirbelter Staub, aufspritzendes Wasser, all diese Dynamik ließ sich plötzlich so viel lebendiger auf dem Papier darstellen als zuvor mit Acryl. Das erste Zeugnis dieses lebensverändernden Wendepunktes ist sein Porträt des Auto Union Bergrennwagens.
Angespornt von seiner eigenen Überzeugung und von begeisterten, ermutigenden Worten ihm nahestehender Menschen, malt er in den folgenden Jahren auf diese Weise ein Bild nach dem anderen. Nicht immer geht es hierbei nur um die Geschwindigkeit. Bevor Uli Ehret zu malen beginnt, setzt er sich intensiv mit der Szene auseinander: Er hält historische Momente des Motorsports ebenso fest, wie einzelne Erlebnisse eines Rennfahrers oder seines Co-Piloten. Jede farbige Linie, jede Nummer, jeden Rennanzug studiert er genau und bringt ihn detailgetreu auf das Aquarellpapier. Die Begeisterung in seinem Familien- und Freundeskreis war unglaublich. „Du musst unbedingt bei Le Mans ausstellen, es führt kein Weg daran vorbei“, bestärkte ihn ein Freund immer wieder. Gesagt getan. Diese Idee sollte zu seinem Durchbruch werden. Im ersten Ausstellungsjahr, 2005, waren auf einer Fläche von 5x5m all seine Bilder ausgestellt und innerhalb des 24 Stunden Rennens restlos ausverkauft. Teils erstanden Rennfahrer, die ihm bis dato nur vom Namen bekannt waren, einzelne Bilder. Was für eine Ehre!
Heute blickt Uli Ehret nicht nur auf 17 Jahre Ausstellungspartnerschaft mit Le Mans zurück, sondern schätzt auch alle anderen Begegnungen und Möglichkeiten, die sich ihm boten, zum Beispiel stellte er auch bereits mehrfach im Rahmen des Goodwood Festival of Speed aus sowie in Silverstone beim Großen Preis von Großbritannien aus und ist noch immer mit vollem Herzen dabei. Er erzählt mir, dass ihn bei solchen Events und gerade auch bei Le Mans so tief berührt, dass jeder mit jedem auf Augenhöhe spricht. Egal, welcher Position man angehört, vom Werkstattschrauber bis zum High end Manager eines Weltkonzerns: Jeder ist wichtig, jeder findet Gehör.
Genauso erlebte ich Uli Ehret in unserem gesamten Gespräch: bemerkenswert bodenständig und gleichzeitig sprühend vor Freude, offen aber auch interessiert an seinem Gegenüber und vor allem herzlich.
Er erzählt mir in diesem Gespräch auch von seiner dreimonatigen Reise mit seinem jüngeren Sohn Luk durch den Süden Afrikas und auch dabei leuchten seine Augen: „Diese gemeinsame Zeit war absolut einzigartig für meinen Sohn und seine Weiterentwicklung, für mich als Mensch und als Vater.“ Seine nächste Ausstellung zeigt Bilder dieser Naturerlebnisreise, die für die Ehrets etwas vollkommen Bereicherndes darstellt.
Danke für das schöne Gespräch.
Übrigens: Uli Ehret erstellt auch Drucke für Menschen, die sich für seine Bilder begeistern aber nicht die Preise für Originale bezahlen können oder möchten. Einfach nachfragen.
Text und Interview von Isabelle
Nächste Ausstellungen mit Aquarellen von Uli Ehret:
Ab 27. Januar: „Durch den Süden Afrikas“, Rathaus Hemsbach
Aquarelle von einer langen Reise durch Namibia, Botswana und Südafrikas mit Luk Ehret
„100 Jahre 24 Stunden Le Mans“
Uli Ehret ist Kurator der Ausstellung