Von der Leihgabe zur Schenkung
Ein über 300 Jahre alter Wandteppich aus Frankreich ist eines der Highlights auf Schloss Voigtsberg. Hier erfahrt ihr, wie der 2,70 mal 4,20 Meter große Bildteppich aus Mannheim ins Teppichmuseum kam.
Ein Wandteppich von wahrhaft biblischen Ausmaßen schmückt das Obergeschoss des Teppichmuseums auf Schloss Voigtsberg in Oelsnitz. Es handelt sich um einen französischen Riesenteppich aus der Manufaktur Picon in Aubusson. Der 2,70 mal 4,20 Meter große Wandteppich ist eine Schenkung von uns, der Mannheimer Versicherung AG.
Seit 2015 befindet sich die großformatige Tapisserie im Teppichmuseum Schloss Voigtsberg in Oelsnitz. Jetzt sind alle konservatorischen und bürokratischen Bedingungen erfüllt und der Teppich kann in seiner eigens angefertigten Vitrine bestaunt werden.
Zuvor hatte der Teppich jahrzehntelang den Sitzungssaal des Aufsichtsrats in unserer Hauptverwaltung geschmückt. Nach einiger Zeit im Depot suchten wir einen Aufbewahrungsort, an dem der Teppich in seiner Besonderheit gewürdigt und gepflegt werden kann und am besten auch der Öffentlichkeit zugänglich ist. Mit dem Teppichmuseum Oelsnitz wurde 2015 ein hervorragender Partner gefunden, der den Teppich zunächst als Leihgabe und seit kurzem als Schenkung beherbergt.
Für uns von ARTIMA ist es selbstverständlich, dass ein so wertvolles Sammlungsobjekt nicht im Depot ein tristes Dasein fristen darf. Vielmehr dient der Teppich jetzt auch dazu, die Vermittlung eines bedeutenden Zeugnisses hochspezialisierten Kunsthandwerks zu unterstützen.
Der Wandteppich wurde vor etwa 300 Jahren in einem der bekanntesten und besten französischen Teppichzentren, der Stadt Aubusson, und dort in der Manufaktur der Familie Picon hergestellt. Die Manufaktur Picon führte eine seit dem 15. Jahrhundert in der Region bestehende Tradition fort. Im 17. Jahrhundert wurden die Manufakturen von Aubusson aufgrund ihres handwerklichen Könnens zu königlichen Manufakturen ernannt. Das war etwas ganz Besonderes, denn die anderen königlichen Teppichmanufakturen befanden sich in Paris und waren große Unternehmen mit vielen Angestellten. Die Teppichwirker von Aubusson hingegen übten ihr Handwerk in vielen kleinen Manufakturen aus.
Der Teppich zeigt eine prachtvoll illustrierte Schlüsselszene aus dem Leben Josefs und seiner Brüder aus dem Buch Genesis: Joseph testet seine Brüder, ob sie gelernt haben, füreinander einzustehen, indem er dem jüngsten Bruder Benjamin heimlich silberne Becher in die Kornsäcke steckt. Der Teppich zeigt, wie die Becher bei einer Kontrolle entdeckt und Benjamin von den Wachen des Diebstahls beschuldigt wird. Die Brüder bitten um Gnade für den unschuldigen Benjamin und bieten sich selbst als Gefangene an. Da erkennt Joseph, dass sich seine Brüder zum Guten gewandelt haben und gibt sich als der vor Jahren von seinen Brüdern verstoßene Joseph zu erkennen, damit sie sich nun versöhnen können.
Mit ihrem guten Erhaltungszustand und ihrer hohen Qualität erweitert und bereichert die Tapisserie die Dauerausstellung des Oelsnitzer Teppichmuseums und ermöglicht so den zahlreichen Besuchern einen Einblick in die Wirkungskunst und Bildsprache eines herausragenden Vertreters des französischen Manufakturzentrums.
Eure Birgit